Konfliktpotenzial hoher Erneuerungsbedarf

Zielkonflikte zwischen Naturschutz und Denkmalpflege treten häufig bei Parkanlagen auf, deren Pflege lange Zeit vernachlässigt wurde und in denen dadurch ein hoher Bedarf für die denkmalgerechte Erneuerung und Wiederherstellung relevanter Gartenelemente besteht. Hierzu zählen nicht nur Maßnahmen der Denkmalpflege, sondern auch Maßnahmen, die auf neue Nutzungsanforderungen, z. B. durch Erholungssuchende, reagieren. Konfliktträchtig sind dabei vor allem Maßnahmen wie Wegebau, Freilegung historischer Sichten oder Pflanzung von Baumgruppen in artenreichen Wiesen. Bei der Wiederherstellung und Erhaltung von Alleen scheint es derzeit einen Wandel im Umgang mit alten und absterbenden Bäumen zu geben: In der Befragung Berliner Akteure in historischen Parkanlagen zeigt sich ein weitgehender Konsens zur einzelbaumweisen Nachpflanzung abgängiger Bäume.

Bei der Wiederherstellungvon historischen Wegen können Konflikte durch eine vorausschauende Planung minimiert werden. Stehen alte Bäume entlang der geplanten Wegetrasse, ist eine ökologischen Baubegleitung zu empfehlen. So können beispielsweise Wurzelschäden durch behutsame Grabungen oder Stammschäden durch die Einhaltung von Regelwerken zum Baumschutz minimiert werden. Sind Wege durch naturschutzfachlich wertvolle Wiesen geplant, sind kreative Maßnahmen wie z. B. das Abschälen und Verpflanzen der betroffenen Wiesensoden gefragt. Durch eine flächensparende Baustellenorganisation in Vor-Kopf-Bauweise lassen sich Beeinträchtigungen der Wiesenvegetation neben der eigentlichen Wegetrasse auf ein Minimum reduzieren.

Vor der Freistellung historischer Sichten kann in Abstimmungsrunden ein Informationsaustausch zwischen den beteiligten Akteuren erreicht werden, der die Akzeptanz der Maßnahme oder mögliche Kompromisse fördert. Sind zahlreiche alte Bäume von einer Fällung bedroht, sollten auch Bürger und Verbände rechtzeitig integriert werden. Darüber hinaus muss geprüft werden, ob die Bäume Lebensstätten geschützter Arten darstellen. Ein wichtiger Aspekt bei dieser Maßnahme ist auch der mögliche Einfluss von Fällungen auf benachbarte Bäume. Durch die plötzliche Auflichtung können zum Beispiel Schäden durch Sonnenbrand an bisher beschatteten Buchen entstehen.

Bei geplanter Pflanzung von Bäumen in artenreiche Wiesen sollte zuvor gutachterlich geprüft werden, ob seltene und gefährdete Arten oder geschützte Biotope von der Maßnahme betroffen sind. Hier können Kompetenzteams zu einer fachlich sinnvollen Lösung beitragen. Auch kann geprüft werden, ob die betroffenen Arten oder ganze Wiesensoden an andere Stelle im Park verpflanzt werden können.

  • Buchenwälder mit Urwald-Charakter im Glienicker Park - Konfliktpotential bei der Wiederherstellung historischer Sichten (© A. von Lührte)
  • Rekonstruktion eines Weges im Charlottenburger Schlossgarten (© A. von Lührte)