Baumarten und ihre Besonderheiten

Im folgenden werden für einige ausgewählte Baumarten Besonderheiten hinsichtlich ihrer Regenerationsfähigkeit und Habitatqualitäten vorgestellt (die Sternchen geben von  **** bis * absteigend ein grobes Maß für diese Qualiäten an).

Eichen ****

Eichen sind in historischen Parkanlagen oft die ältesten noch aus der Parkentstehungszeit vorhandenen Bäume und prägen auch als riesige oder knorrige Veterane die Solitärstandorte auf den Wiesen oder an Gebäuden.
Die Alterungs- und Verfallsphase bei Eichen kann über Jahrzehnte bis hin zu Jahrhunderten andauern. Entsprechend vielfältig wie die hierbei entstehenden Biotopholzstrukturen sind auch die hierauf spezialisierten Arten.
Die Regenerationsfähigkeit und die Reiterationsfähigkeit von Eichen ist besonders hoch. Die Prognosen von Erhaltungsmaßnahmen nach Schnittmaßnahmen, bis hin zur drastischen Kappung, sind im Falle erforderlicher Sicherungsmaßnahmen viel günstiger als bei vielen anderen Baumarten. Grundsätzlich haben Eichen bis ins höchste Alter die Fähigkeit ästhetisch überaus ansprechende Sekundärkronen zu auszubilden. Dies kann, wenn solche Prozesse aufgrund erforderlicher Sicherungsmaßnahmen durch Schnittmaßnahmen gewissermaßen „vorweggenommen werden“, durch entsprechend qualifizierte Baumpflegemaßnahmen unterstützt werden.

Buchen ****

Neben der gerne als Solitärbaum in historischen Parkanlagen verwendeten Blutbuche sind Buchen vor allem in den Bosketten oder waldähnlichen Bereichen gepflanzt oder erhalten worden.
Die Alterungs- und Verfallsphase bei Buchen ist viel kürzer als bei Eichen. Als prägende Baumart etablierter Waldgesellschaften haben sich jedoch eine Vielzahl hochspezialisierter Arten an ihre spezifischen Alterungsprozesse angepasst. Dies gilt gleichermaßen für Pilze, Insekten als auch Vögel.
Die ||Reiterationsfähigkeit|| ist jedoch geringer ausgeprägt, so dass Erhaltungsmaßnahmen im Zusammenhang mit starken Schnitten zwar nicht chancenlos, jedoch mit besonderen Schwierigkeiten behaftet sind (deutlich höhere Mortalitätsrate, Sonnenbrand usw.). Die Möglichkeiten sind in jedem individuellen Fall mit geeigneter Fachkunde abzuwägen.

Ulmen ***

Durch die holländische Ulmenkrankheit ist die früher in den Wäldern und Parkanlagen viel häufigere Baumart selten geworden. Einige Komplexe von aufeinander aufbauenden Besiedlungsgesellschaften von spezialisierten Pilzen und Insekten sind folglich entsprechend bedroht.
Grundsätzlich ist die Regenerationsfähigkeit von Ulmen recht hoch. Da sich das Erfordernis von Schnittmaßnahmen nicht selten im Zusammenhang mit Vitalitätsdefiziten ergibt, sollten die Prognosen von erhaltenen Schnittmaßnahmen von besonders fachkundigen Personen gestellt werden.

Linden ***

Linden finden sich in historischen Parkanlagen vor allem als (Formschnitt) Alleebäume aber auch als einzelstehende markante Solitäre in der Nähe von Gebäuden.
Vergleichbar der Eiche können Linden nicht nur sehr alt werden, auch ihre Alterungs- und Verfallsprozesse können viele Jahrzehnte anhalten. Zwar weisen Sie vergleichbar mit der Eiche ein etwas weniger großes Artenspektrum auf, doch können auch sie sehr große und lange bestehende Faulhöhlen entwickeln.
Ihre ||Reiterationsfähigkeit|| ist, gemeinsam mit der Platane, von den hier dargestellten Bäumen die ausgeprägteste. Es gibt beinah keine habitaterhaltende Schnittmaßnahmen, die man bei Linde im individuell zu beurteilende Fall nicht andenken könnte. Häufig finden sich daher in Parkanlagen auch vitale stark zurückgeschnittene Linden mit wertvollen Habitatstrukturen wie Höhlungen und Holzzersetzung.

Ahorne *

Die drei einheimischen Arten sind heute viel weiter verbreitet, als sie es vor Jahrzehnten und Jahrhunderten waren. Entsprechend klein ist das hochspezialisierte Artenspektrum, was nicht bedeutet, dass nicht in Einzelfällen auch besonders streng geschützte Arten anzutreffen sein können.
Der Wiederaustrieb nach Schnittmaßnahmen gilt bei Ahornen als sehr gering ausgeprägt. Dem entgegen stehen Hunderte viele 100 Jahre alte Berg-Ahorne in den Alpen, die nach mannigfachen Schneebruchereignissen noch immer mit kleinen Kronen überdauert haben. Zwar kann bei Spitz-Ahornen von einer geringeren Schnitttoleranz ausgegangen werden, doch gibt es auch hier Beispiele von Kronenneubildungen nach erforderlichen drastischen Schnittmaßnahmen (Hasenheide, Berlin-Neukölln).

Platanen ***

Platanen wurden erst im 18. Jahrhundert nach Deutschland gebracht. Wie alt Platanen unter günstigen Bedingungen in Deutschland werden können, ist daher bislang schwer abzuschätzen. Die wohl ältesten Platanen wurden 1781 von Leopold I in Dessau gepflanzt . Möglicherweise sind ihre Alterungs- und Verfallsphasen ähnlich der einheimischen Eichen ausgeprägt. Durch die erst kurze Verwendungszeit in Mitteleuropa finden sich an ihnen jedoch keine hochspezialisierten Artenkomplexe. Da Platanen häufig jedoch über Jahrzehnte Faulhöhlen anbieten können, können in ihnen jedoch auch Arten wie zum Beispiel Rosenkäfer und Eremit vorkommen.
Die Schnittverträglichkeit von Platane ist ähnlich der von Linde einzuschätzen. Beide Baumarten könnten daher in Gärten bedeutende Strukturelemente z.B. zur Erhaltung von bedrohten Eremitenpopulationen sein, da diese Käferart extrem ausbreitungsschwach ist. Dies gilt jedoch auch für andere auf große Höhlen angewiesene Arten.

Rosskastanien *

Auch Rosskastanien wurden vielfach in historischen Parkanlagen als Soiltäre oder als Alleen gepflanzt. Die vom Balkan stammende Art wurde bereits im 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa eingeführt und erfreute sich aufgrund ihrer Wuchsform und ihrer auffälligen Blüten vor allem in Parkanlagen aber auch an Straßen großer Beliebtheit.
Als weniger langlebige und nicht einheimische Art weist die Rosskastanie ein kleineres Spektrum eher „opportunistischer“ Arten auf. Dennoch ist das Habitatpotenzial der Rosskastanie nicht gering zu schätzen, da sie durch ihre geringere Abschottungsfähigkeit im Falle einer Besiedlung durch holzzersetzende Pilze auch in vergleichbar jüngerem Alter eine Vielzahl besiedelbarer Strukturen aufweisen kann. Auch sie kann bei ausreichender Größe den Eremit und oder Rosenkäfer beheimaten (Beispiele: Berlin-Buch, Stutensee).
Die Schnittverträglichkeit von Rosskastanien wird nicht nur sehr unterschiedlich eingeschätzt, sie ist wohl auch individuell verschieden. In vielen Fällen konnte beobachtet werden, dass sich nach drastischen Brüchen oder Kappungen adaptiv durchaus attraktive Sekundärkronen ausgebildet haben oder aufgebaut werden konnten (z.B. im Tiergarten oder am Landwehrkanal).

Wald-Kiefern **

Wald-Kiefern finden sich in Parkanlagen vor allem als Reste der standorttypischen Waldgesellschaften. Als Solitärbäume gepflanzt wurden demgegenüber eher Fichten oder exotische Nadelgehölze wie Douglasien, Sumpfzypressen u.a.
In vielen Teilen Deutschlands kommt die Kiefer als Teil etablierter Waldgesellschaften vor, so dass sich viele, auch hoch spezialisierte Arten an ihre Verfallsphasen angepasst haben. Entsprechend ist mit hoch spannenden Artvorkommen zu rechnen, insbesondere wenn sich in Gartenanlagen sehr alte Kiefern möglicherweise sogar in Waldnähe erhalten haben. Ein Beispiel dafür sind die alten Kiefern auf der Pfaueninsel.

  • Alteiche auf der Pfaueninsel. © N. A. Klöhn
  • Buchen im Schlosspark Buch © N. A. Klöhn
  • Ulme im Schlosspark Buch - wertvoller Biotopbaum.  © N. A. Klöhn
  • Alte Lindenallee im Glienicker Park. © N. A. Klöhn
  • Bergahorn im Tiergarten. © N. A. Klöhn
  • Riesen-Platane am Schloss Niederschönhausen. © A. von Lührte
  • Roßkastanie mit Stammhöhle im Schlosspark Buch. © A. von Lührte
  • Alte Wald-Kiefer © N. A. Klöhn