Branitzer „Baumuniversität“ – Erhaltung besonderer genetischer Eigenschaften bedeutender Parkgehölze durch vegetative Vermehrungsmethoden

Land, Gemeinde
Brandenburg, Stadt Cottbus

Ausgangsproblem
Für das Parkbild unverzichtbare Solitärgehölze der international bedeutenden historischen Parkanlage Branitz sterben altersbedingt nach und nach ab. Im Sinne der gartendenkmalpflegerischen Praxis wird nach dem Absterben eines solchen Gehölzes die Nachpflanzung am originalen Standort sowie darüber hinaus die Erhaltung der besonderen genetischen Eigenschaften der Gehölze (Blattfarbe, Habitus, genetische Anpassung etc.) angestrebt.

Lösungsansatz
Einzelne historische Gehölze von herausragender Bedeutung sollen in der wiederhergestellten Branitzer „Baumuniversität“ genetisch identisch vermehrt werden. Die Wiederbelebung der Branitzer Baumuniversität bildet dabei einen Bezug zum historischen Umgang des Fürsten Pückler mit besonderen Bäumen. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass historisch belegte und an den Standort genetisch angepasste Original-Gehölze verwendet werden.

Beschreibung der Maßnahme
Die Baumuniversität des Fürsten Pückler in der Branitzer Schlossgärtnerei wurde 2011 wiederhergestellt. Pückler hielt in diesem Quartier einst Großbäume bereit, um sie mit Hilfe einer speziellen Verpflanzmaschine, der sogenannten „Baum-Maschine“, in den Park zu verpflanzen. Die Idee des „Grünen Fürsten“ wurde von der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz aufgegriffen und ins 21. Jahrhundert weitergedacht. In der wiederhergestellten Baumuniversität sollen fortan genetisch identische Nachkommen der bedeutenden Parkgehölze herangezogen und aufgeschult werden. Fällt eines der Gehölze aus, kann sofort ein genetisch identischer Nachkomme punktgenau am Originalstandort nachgepflanzt werden.

Erfolgsbilanz
Als erster bedeutender historischer Baum wurde die solitäre Grau-Pappel (Populus x canescens) am Heiligen Berg mit markantem trauerndem Wuchs durch Wurzelschösslinge vermehrt und in der Baumuniversität aufgepflanzt. Weitere bedeutende Gehölze sind die Blut-Buche am Schloss Branitz (Fagus sylvatica ‚Atropunicea‘), die „Seelinde“ (Tilia cordata) am Ufer des Pyramidensees, die Weinreben auf der Seepyramide (Vitis vulpina, Vitis riparia, Parthenocissus inserta), ein Gamander-Spierstrauch (Spiraea chamaedryfolia) nordwestlich der Schlossbrücke, die Platane im Pleasureground, die Stiel-Eiche im „Gotischen Fenster“ und eine Stiel-Eiche mit markanter schuppiger Rinde im Vorpark. Diese werden zurzeit extern durch Veredlung bzw. In-vitro-Kultur vermehrt und sollen in der Zukunft in der Baumuniversität aufgeschult werden.

Schutzstatus des Parks
Gartendenkmal

Ansprechpartner

Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

  • Wurzelschösslinge der Grau-Pappel in der wiederhergestellten Branitzer Baumuniversität, im Hintergrund der Nachbau der Pücklerschen „Baum-Maschine“ sowie die historischen Gewächshäuser. © K. Weber
  • Die solitäre Grau-Pappel am Heiligen Berg im Branitzer Park. © C. Wecke