Stehende Gewässer

Synonyme: Standgewässer, Stillgewässer, Seen, Teiche, Wasserbecken

Ziele des Naturschutzes

Für den Naturschutz steht die Erhaltung naturnaher Gewässer im Vordergrund, die zahlreichen gewässertypischen Tier- und Pflanzenarten Lebensräume bieten. Wesentliche Ziele dabei sind die Erhaltung oder Förderung der Wasserqualität sowie von naturnahen Ufern mit Wasserpflanzen, Röhricht und Ufergehölzen. Ein wesentliches Ziel bei der Pflege naturnaher Uferpartien ist die Erhaltung oder Schaffung eines abwechslungsreichen Mosaiks offener und gehölzbestandener Uferbereiche, das auch mit einem Wechsel besonnter und beschatteter Wasserflächen einhergeht. Für naturnahe Bepflanzungen mit einheimischen Arten sollte möglichst Material aus dem Gebiet verwendet werden.

Da Gewässerlebensräume mit natürlichen Verlandungsprozessen verloren gehen, sind Maßnahmen zur Erhaltung des Gewässers, beispielsweise Entschlammungen, grundsätzlich auch mit dem Naturschutz vereinbar.

Ziele der Denkmalpflege

Die Ziele der Denkmalpflege orientieren sich in der Regel an historischen Leitbildern für Gewässertypen, die sehr stark in verschiedenen Perioden variieren. Bei formal gefassten Gewässern, die für barocke Gärten charakteristisch sind, spielt die Erfahrbarkeit des gefassten Randes eine wichtige Rolle. Ein Überwachsen mit Röhricht ist in solchen Fällen unerwünscht. Eine zu starke Bedeckung mit Schwimmblattpflanzen wie Seerosen kann die Spiegel-Wirkung eines Gewässers beeinträchtigen.

Die Pflege formaler Gewässer konzentriert sich auf die Gewährleistung einer guten Wasserqualität sowie auf Instandhaltungsmaßnahmen wie die regelmäßige Reinigung, das Entfernen von Algen und Laub sowie, in größeren Zeitabständen, auf Entschlammungen.

Naturnahe Gewässer spielen vor allem in Landschaftsgärten eine Rolle, wobei ihre Wirkung  häufig durch gestalterische Maßnahmen erhöht wird. So werden bisweilen Ufergehölze beseitigt, um Sichten auf wichtige Bezugspunkte im Park oder der angrenzenden Landschaft frei zu halten oder wieder zu öffnen. In bestimmten Fällen werden auch Ufer- oder Wasserpflanzen entfernt, um die Spiegelwirkung eines Sees zu erhöhen. Ein Röhrichtschnitt auf Eis gehört zu den traditionellen Pflegemethoden.

Da die Linienführung auch bei naturnahen Parkgewässern eine große Rolle spielen kann, werden mit ingenieurbiologischen Maßnahmen häufig klare Grenzen zwischen Land und Wasser gesetzt. Wie bei formalen Gewässern kann mit Entschlammungen die Wasserqualität gefördert und die Verlandung verhindert werden.

Konfliktpotenziale

Konflikte können auftreten, wenn bei lange ausbleibender Pflege die Gewässerränder stark zugewachsen sind oder die Gewässer verlanden. In solchen Fällen besteht aus Sicht der Denkmalpflege ein hoher Erneuerungsbedarf. Bei der laufenden Unterhaltung oder Umgestaltung von Gewässern können Konflikte mit dem Naturschutz auftreten, wenn wertvolle Arten oder Biotope betroffen sind. Konflikte sind auch möglich, wenn Uferstrukturen durch Befestigungen stark verändert werden, beispielsweise durch den Einbau steilwandiger Bongossiholzfaschinen. Dadurch wird der Übergang für Tiere vom Wasser zum Land erschwert und die ökologisch meist sehr reichhaltige Land-Wasser-Übergangszone beeinträchtigt. Der Einsatz von Fischen oder Wasservögeln kann zur Eutrophierung von Gewässern und zur Veränderung der einheimischen Tierwelt führen. Eine umfangreiche Beseitigung von Röhrichten und Ufergehölzen an Gewässern wird in den meisten Fällen zu Konflikten mit dem Naturschutz führen. Ob solche Maßnahmen im Rahmen der laufenden Pflege zur Offenhaltung von Sichten -  oder auch zu deren Wiederherstellung – vertretbar sind, sollte im Einzelfall geklärt werden. Solche Maßnahmen können besonders wertvolle Lebensräume beeinträchtigen, jedoch auch zu einer Erhöhung der Strukturvielfalt führen.

Bei gestauten Stillgewässern sollte keine konstante Wasserspiegelhöhe angestrebt werden, sondern natürliche Wasserstandsschwankungen beibehalten oder nachgeahmt werden. Solche Schwankungen wirken sich positiv auf die Wasserqualität aus, da bei Niedrigwasser der Uferschlamm belüftet wird.

  • Das Venusbassin im Großen Tiergarten vor der Umgestaltung: artenreiche Uferstauden- und Schwimmblattgesellschaften prägen das Bild. © N. A. Klöhn
  • Blick auf sich spiegelnde Moschee im Schlosspark Schwetzingen © B. Seitz
  • Venusbassin nach Restaurierung im Großen Tiergarten, Berlin © A. von Lührte