Konfliktpotenziale

Die lange Konstanz und kontinuierliche Pflege von historischen Parkanlagen führen oft zu einer für Denkmalpflege und Naturschutz gleichermaßen hohen Wertigkeit der Vegetationselemente. Grundsätzlich sind beide Disziplinen an einer möglichst langen Bewahrung historischer Originalsubstanz interessiert. Regelmäßige Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen der Gartendenkmalpflege, die an historischen Vorbildern orientiert sind,  steigern zumeist die Biodiversität der Anlagen und sind eine wichtige Voraussetzung für die Bewahrung der Qualität wichtiger Biotope.

Dass es dennoch manchmal zu Konflikten kommt, liegt oft an Anforderungen, die von anderer  Seite an die Parkpflege gestellt werden. So erfordert zum Beispiel die Verkehrssicherungspflicht häufig die Einkürzung von Kronen alter Bäume – eine Maßnahme, die bei exponierten Einzelbäumen zu einer Beeinträchtigung des angestrebten Gartenbildes führen kann. Während aus Sicht der Gartendenkmalpflege ein schneller Ersatz solcher Baumruinen in bestimmten Fällen wünschenswert ist, sprechen Artenschutzbelange häufig für deren möglichst lange Bewahrung.

Trotz der grundsätzlichen Übereinstimmung bei der Bewahrung der gewachsenen Strukturen einer Parkanlage können sich die Zielsetzungen von Denkmalpflege und Naturschutz im Detail unterscheiden. Besonders deutlich wird dies, wenn durch lange unterlassene Pflege in historischen Parkanlagen ein hoher Erneuerungsbedarf zur Bewahrung der Denkmalsubstanz entstanden ist. Hier sind manchmal Kompromisse im Umgang mit neu entstandenen Vegetationsstrukturen notwendig, die aus naturschutzfachlicher Sicht wertvoll sind, aber nicht zum originalen Inventar der Anlage gehören.

Da die Akteure der Denkmalpflege und des Naturschutzes zumeist sehr unterschiedliche Ausbildungs- und Erfahrungshintergründe haben und die Parksubstanz daher oft aus verschiedenen Perspektiven betrachten, ist ein intensiver Dialog der beteiligten Akteure ungemein sinnvoll. Ein solcher Dialog kann helfen, (a) nur scheinbar bestehende Konflikte durch intensive Kommunikation zu beheben, (b) durch den Abbau von Informationsdefiziten Zielkonflikte zwischen Denkmalpflege und Naturschutz zu lösen und (c) gemeinsame Positionen gegenüber anderen Ansprüchen an die Anlagen zu festigen.

In diesem Teil des Handbuchs finden Sie eine Analyse häufig  wiederkehrender Konfliktfelder. Sie soll dazu dienen, Ansatzpunkte für eine optimierte Zusammenarbeit zwischen Denkmalpflege und Naturschutz zu definieren und beispielhafte Lösungen für die Bewältigung und vorbeugende Vermeidung solcher Konflikte aufzuzeigen. Sie stützt sich auf die Auswertung zahlreicher Fallbeispiele sowie eine Befragung von Akteuren in historischen Parks.