Altbäume im Gartendenkmal
Viele Parkanlagen sind reich an alten Bäumen. Während Bäume in barocken Anlagen zumeist formalen Parkelementen wie Alleen oder Bosquetts zugehören, spielen in Landschaftsgärten auch Einzelbäume, Baumgruppen und Haine eine große Rolle.
Viele Gartenkünstler haben Bäume, die schon zur Entstehungszeit eines Parks alt waren, in ihre Anlagen integriert und damit innerhalb des Gartenkunstwerks über lange Zeiträume bewahrt. So haben Pückler und Lenné Hude-Eichen als Relikte offener, ursprünglich beweideter Wälder in ihre Gartenschöpfungen einbezogen (Muskauer Park, Pfaueninsel). Besonders malerische Einzelbäume als Symbol arkadischer Weidelandschaften haben daher eine große gartenkünstlerische Bedeutung.
Die Bosquetts vieler Parks (z.B. Nymphenburg, Brühl) gehen auf alte Waldbestände zurück, die mit Hecken und Baumschnitt gefasst worden sind. Im Inneren dieser Partieen haben sich oft Relikte der ursprünglichen Waldvegetation erhalten.
Für Baumpflanzungen wurden oft sehr unterschiedliche Herkünfte verwendetet. Bäume wurden in eigenen Bauschulen gezogen oder auch in umgebenden Wäldern geworben. Auch größere Bäume wurden verpflanzt, um schnell eine Raumwirkung zu erzielen. Während in der Masse zumeist einheimische Bäume verwendet wurden, wurden an hervorgehobenen Stellen häufig auch „exotische“ Arten verwendet1. Gartenkünstler hatten dabei durchaus individuelle Vorlieben. Während Pückler beispielsweise Exoten hausnah im Pleasureground konzentrierte, verwendete Lenné nichteinheimische Bäume sehr viel weitläufiger im Park. Viele dieser Bäume sind heute verloren und sollten aus Sicht der Denkmalpflege nachgepflanzt werden. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entfaltete sich vielerorts eine Exotenleidenschaft, die zu einer Auffüllung auch wichtiger raumwirksamer Parkteile mit dendrologischen „Kostbarkeiten“ führte2.
Aufgrund ihrer langen Nutzungskontinuität sind viele alte Bäume in historischen Parkanlagen erhalten und konnten in Ruhe altern, während solche Bäume in der Kulturlandschaft und im Wald oft dem Verwertungsdruck zum Opfer gefallen sind. Für den Naturschutz haben alte und absterbene Bäume sowie Stammreste eine herausragende Bedeutung. Sie sind Lebensraum für eine Vielzahl hochgradig gefährdeter Tier- und Pilzarten.
Auch für die Denkmalpflege haben alte Bäume eine besondere Bedeutung. Gärtner müssen in historischen Gärten ständig versuchen, die dynamischen Wachstums- und Zerfallsprozesse der Vegetation zu verlangsamen und zu minimieren um die Gesamtkomposition zu erhalten3. Alte Bäume und ihre erfahrbaren Relikte (z.B. Stammtorsi) haben jedoch auch eine Zeugnisfunktion als Teil der Originalsubstanz. Weitere Bedeutung kommt ihnen aufgrund ihres Alterswertes nach Riegl zu4. So stellen alte Bäume heute für viele Parkbesucher nicht nur ästhetische Parkelemente dar, sondern sie bilden eine Altersspur in die Vergangenheit, „die erlaubt, auf sinnlich-gefühlsmäßiger Ebene Geschichte zu erleben“ (Sigel 1998; S. 150)5.