Altbäume als Lebensraum
Alte Bäume und Totholz sind ein wesentlicher Bestandteil natürlicher Wälder und so hat sich im Laufe der Evolution eine große Artengemeinschaft auf die Nutzung der Ressource Baum und Holz spezialisiert. In Mitteleuropa gibt es allein über 1300 Käferarten und rund 600 Großpilze, die auf diese Holzlebensräume als Lebensraum und Nahrungsquelle angewiesen sind1. Zugleich tragen sie dazu bei, dass die Holzbiomasse abgebaut und wieder dem Nährstoffkreislauf im Boden zugeführt wird.
Mit zunehmendem Alter des Baumes enstehen durch Verletzungen der schützenden Rinde und einsetzendem Holzabbau durch Pilze die unterschiedlichsten Biotopholzstrukturen, wie Risse, Astabbrüche und vor allem Höhlungen. Dabei spielen die Spechte mit ihrem Höhlenbau eine wichtige Rolle. Zum einen schaffen sie Nistmöglichkeiten für andere höhlenbrütende Vogelarten wie Hohltaube und Waldkauz, zum anderen sind ihre Höhlen Ausgangspunkt für die Ausbildung von Großhöhlen. Hier lebt eine vielfach vernetzte Lebensgemeinschaft von Mikroorganismen, Pilzen, Insekten, Kleinsäugern, Fledermäusen, Vögeln u. v. m.
Viele Arten stellen ganz bestimmte Ansprüchen an ihren Lebensraum, so dass sich innerhalb eines einzelnen Baumes eine Vielzahl von verschiedenen Kleinstlebensräumen ergeben. Dabei sind z. B. Faktoren wie Feuchtigkeit, Besonnung, Dimension, Baumart, Zersetzungsgrad, Kleinklima der jeweiligen Biotopholzstruktur von Bedeutung. Für viele der im Holz lebenden Käferlarven, zu denen auch unser größter einheimischen Käfer der Heldbock gehört, ist das Überleben im Holz nur durch die Vorabeit der Pilze möglich, die die Zellulose für andere Organismen erst verdaulich macht. Trotzdem brauchen manche der Käferlarven bis zu 7 Jahre, um sich im Holz bis zum Käfer zu entwickeln.
Nicht nur Pilze und Tiere besiedeln Altbäume, sondern auch seltene Flechten- und Moosarten. Dabei wird die Vielfalt an Arten um so größer, je älter der Baum wird, da immer mehr unterschiedlichste Strukturen entstehen. Wenn der Altbaum abstirbt und schließlich umstürzt und ist es wichtig, dass in der Nähe weitere nutzbare Altbäume vorhanden sind, da einige Käferarten wie der Eremit oder auch der Heldbock nur geringe Distanzen zurücklegen können und somit auf die Vernetzung von Altbaum-Habitaten angewiesen sind.
Gerade in historischen Parkanlagen finden sich aktuell noch viele schöne Altbäume mit solchen Qualitäten. Doch muss auch für die Zukunft sowohl im Sinne der ästhetischen Parkgestaltung als auch dem Erhalt der Artenvielfalt dafüpr gesorgt werden, dass immer wieder Jungbäume zu solchen Baumindividuen heranreifen können.
Drei Aspekte der Habitatqualität von Altbäumen sollen im folgenden kurz angesprochen werden:
- die Ausbildung von verschiedenen Biotopholz-Strukturen
- die natürlichen Lebensphasen eines Baumes
- und die Besonderheiten einzelner Baumarten