Bewohner offener Großhöhlen
Blauer Scheinbockkäfer (Ischnomera cyanea und Ischnomera caerulea)
Unter dem deutschen Namen Blauer Scheinbockkäfer verbergen sich zwei sehr ähnliche Arten mit fast indentischer Lebensweise: Ischnomera cyanea und Ischnomera caerulea . Wie die Larven des Beulenkopfbocks leben ihre Larven in weißfaul verpilztem, konstant feuchtem Holz lebender Laubbäume. Vorkommen in schon abgestorbenen Bäumen sind sehr selten. Die Blauen Scheinbockkäfer sind nicht ganz so allgemein verbreitet, wie Rhamnusium bicolor. Der Grund ist wohl die Bindung an eine höhere und gleichmäßigere Luftfeuchtigkeit an den Standorten der potenziellen Brutbäume. Solche mikroklimatischen Voraussetzungen sind im Straßenland meist nicht gegeben.
Schwerpunktvorkommen liegen anSchürfrinnen, Initialfäulen, Großhöhlen, ausgedehnter Holzzersetzung im lebenden, anbrüchigen Stamm oder Starkästen, Starkast- und Teilkronenausbruch und Ersatzkronenbäumen, sei es natürlich oder durch Schnitt.
Bluthals-Scheinbockkäfer(Ischnomera sanguinicollis)
Der Bluthals-Scheinbockkäfer (Ischnomera sanguinicollis) hat zwar eine Vorliebe für geschlossene und offene Höhlen lebender Laubbäume mit Bodenkontakt. Im Gegensatz zum Veilchenblauen Wurzelhalsschnellkäfer und zum Bluthalsschnellkäfer trifft man ihn aber regelmäßig auch höher am Stamm, zum Beispiel in den feucht verpilzten Innenwänden von Baumhöhlen an. Die bevorzugten Brutgehölze sind Rotbuchen, Ulmen und Bergahorne.
Man findet ihn in offenen und geschlossenen Höhlen an der Stammbasis, älteren verpilzten Blitz- und Schürfrinnen, Teilkronenausbrüchen, Spechthöhlen sowie Ersatzkronenbäumen.
Rote Liste Deutschland - 1 (vom Aussterben bedroht)
Bluthalsschnellkäfer (Ischnodes sanguinicollis)
Der Bluthalsschnellkäfer zählt ebenfalls zu den Urwaldreliktarten, die in Wirtschaftswäldern und überpflegten Parkbaumbeständen kaum noch geeignete Brutstätten finden. Er teilt mit dem Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus) die Vorliebe für Mulmhöhlen mit Bodenkontakt im Fuß lebender Laubbäume. Im Gegensatz zu Limoniscus violaceus zeichnen sich die Larven und Puppen des Bluthalsschnellkäfersjedoch durch eine außerordentliche Toleranz gegenüber Staunässe und Sauerstoffarmut aus. Bodennahe Baumhöhlen mit sehr feuchtem Milieu werden häufiger besiedelt als solche mit kombinierten Trockenarealen. Daher ist der Bluthalsschnellkäfer im Vergleich zu Limoniscus violaceus in Deutschland bzw. Berlin noch etwas regelmäßiger anzutreffen. Der Bluthalsschnellkäfer hat in Berlin allerdings nur noch zwei bekannte Vorkommen.
Seine Schwerpunktvorkommen liegen in offenen bzw. geschlossenen Höhlen an der Stammbasis, aber auch in Ersatzkronenbäumen (natürlich oder durch Schnitt).
Kammschnake (Ctenophora ornata)
Die Kammschnaken (Flabelliferinae) sind eine kleine Gruppe besonders prächtig gefärbter, großer Fliegen. Die Mehrzahl der Arten lebt als Larve in sehr feuchtem, stark vermorschtem Holz bzw. in nassem Holzmulm.
Ctenophora ornataimititiert Hornissen. Die recht wärmeabhängige Art entwickelt sich in Mulmtaschen und Mulmhöhlen, die oft hoch am Stamm bzw. im Kronenraum liegen. Trotz der auffälligen Warntracht sind die harmlosen Tiere überwiegend nachtaktiv und fliegen gelegentlich ans Licht.
Schwerpunktvorkommen sind an Großhöhlen, ausgemorschten Schürfrinnen, ausgedehnter Holzzersetzung in Stamm, Starkästen und Stämmlingen und Ersatzkronenbäumen. Daneben findet man sie auch an Intitialfäulen im Stamm oder in Ästen.
Roter Schwarzkäfer (Uloma culinaris)
Der Rote Schwarzkäfer (Uloma culinaris) ist typisch für dickes, weißfaules, konstant feuchteres Totholz. Stehende Stämme bzw. verpilzte Areale lebender Bäume werden etwas bevorzugter besiedelt, als liegendes Stammholz bzw. am Boden liegende, dicke Kronenteile. Im Prinzip werden alle Gehölzarten genutzt, so Neophyten wie die Roteiche und Nadelgehölze wie die Waldkiefer.
Man findet den Käfer an folgenden Strukturen: Großhöhlen, ausgedehnte Holzzersetzung im Stamm bzw. im Übergang Stamm/Stämmling/Starkast, aushöhlende Blitz- und Schürfrinnen, Starkast und Teilkronenausbruch, Zwiesel-Abriss, Ersatzkronenbäume, liegender Stamm, stehender Totbaum und Hochstubben, stehender Wurzelteller.
Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus)
Als Urwaldreliktart ist der Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus) in Deutschland heutzutage nur noch sehr lokal in Waldresten mit besonders naturnaher Alterungsentwicklung vorhanden. Der Käfer ist außerodentlich typisch für große Höhlen im Fuß lebender alter Bäume, die Kontakt zum Erdboden haben. Für eine erfolgreiche Entwicklung der Larven und Puppen müssen sowohl konstant feuchter bis nasser Holzmulm, als auch konstant trockenere Strukturen wie z.B. dem Mulm aufliegende Holzstücke vorhanden sein. Die Entwicklung solcher komplexer Höhlenstrukturen benötigt viele Jahrzehnte. In unseren kurzlebigen Wirtschaftsforsten sind solche urwaldtypischen Alterungsprozesse an Bäumen kaum noch möglich. Limoniscus violaceus besiedelt den genannten Höhlentyp z.B. in Rotbuchen, Ahornen, Eichen und Ulmen.
Für den Wurzelhalsschnellkkäfer besteht im Rahmen des europäischen Natura 2000 Programms eine besondere Verpflichtung zur Entwicklung eines Trittsteinsystems, das die Wiederausbreitung der zur Zeit noch isolierten Restpopulationen ermöglicht.
Seine Schwerpunktvorkommen liegen in offenen bzw. geschlossenen Höhlen an der Stammbasis, aber auch in Ersatzkronenbäumen (natürlich oder durch Schnitt).
§§ - streng geschützte Art BNatSchG, Art des FFH-Anhangs II, Urwaldreliktart