Eremit, Juchtenkäfer (Osmoderma eremita)

Seinen ersten deutschen Namen trägt der Eremit zu Unrecht, denn er lebt in geeigneten Großhöhlenbäumen oft gesellig in Populationen von zum Teil mehreren Hundert Individuen. Eine gewisse Berechtigung gewinnt das Attribut Eremit durch die außerordentliche Standorttreue der Käfer. Sie zeigen eine sehr geringe Neigung, den angestammten Brutbaum zu verlassen, solange dieser ausreichend Nahrung bietet. Ausbreitungsflüge von mehr als 100 m sind die Ausnahme. Der zweite deutsche Name, Juchtenkäfer, geht auf den eindringlichen, parfümartigen Geruch zurück, den die Männchen zum Anlocken von Weibchen verströmen. Auch der Eremit zählt zu den Urwaldreliktarten, die auf ungestörte Wuchs- und Alterungsprozesse in Baumbeständen angewiesen sind. Die Engerlinge (Larven) des Eremiten ernähren sich von Holzmulm, von verpilztem Holz und von Nistmaterial höhlenbrütender Vögel. In dicken, alten Baumveteranen, die ihr natürliches Wuchspotenzial ungestört ausschöpfen und in Ruhe altern dürfen, fühlt sich der Eremit am wohlsten, weil diese auf lange Sicht ausreichende Mengen an Nährsubstrat bieten können. Darüber hinaus besiedelt die Art in oft kleinen Subpopulationen diverse Totholzstrukturen. So findet man ihn regelmäßig in dicken Hochstubben der Rotbuche, die durch ihr Volumen eine konstante Feuchteversorgung der Larven garantieren können. Ansonsten ist Osmoderma eremita in der Wahl seiner Brutbäume nicht wählerisch. Laub- und Nadelgehölze werden gleichermaßen genutzt, Hauptsache ist ein passendes Angebot von verpilztem Totholz und nährstoffreichem Holzmulm bzw. Nistmaterial.

Der Eremit ist eine der prioritären Arten des Natura 2000 Programms der Europäischen Union. Die Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, für diese und andere durch die intensive Landnutzung bedrohte Arten geeignete und einer regelmäßigen Erfolgskontrolle unterliegende Schutzmaßnahmen durchzuführen.

Schwerpunktvorkommen liegen in Großhöhlen, Schwarz/Grünspechthöhlen, ausgedehnter Holzzersetzung im Stamm oder Ästen, Starkast- und Teilkronenausbruch, aushöhlenden Blitz- und Schürfrinnen, Ersatzkronenbäumen und Baumveteranen.  Seltener findet man ihn an Hochstubben, stehenden Totbäumen oder offenen Höhlen an der Stammbasis. 

§§ - streng geschützte Art (BNatSchG), Art der FFH-Anhänge II und IV

 

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  • Wie versteckt die Art lebt zeigt der im Sommer 2009 beim Langen Tag der Stadtnatur entdeckte erste lebende Eremit im Schlossgarten Charlottenburg. © N. A. Klöhn
  • Details aus dem Bild oben. Ein frisch geschlüpfter Eremit auf einer Platane im Schlossgarten Charlottenburg. © N. A. Klöhn