Zeiger alter Gartenkultur
In historischen Parkanlagen findet man eine Vielzahl an krautigen Pflanzenarten, die in historischer Zeit künstlich eingebracht wurden und bei extensiver Pflege relativ ungestört verwildern konnten. Diese Zeiger alter Gartenkultur1 kann man in zwei Gruppen unterteilen, die Grassamenankömmlinge und die Stinzenpflanzen.
Bei den Stinzenpflanzen handelt es sich um eine Gruppe von alteingeführten Zierpflanzen, die in alten Parks oder auf Friedhöfen verwildert sind und von dort teilweise über mehrere Jahrhunderte hinweg kontinuierlich nachgewiesen wurden. Dies sind in der Regel Arten mit auffallenden Blüten, viele davon sind Zwiebel- oder Knollenpflanzen2. Hierzu gehören u. a. Nickender Milchstern (Ornithogalum nutans), Wald-Goldstern (Gagea lutea), Wild-Tulpe (Tulipa sylvestris), Sibirischer Blaustern (Scilla siberica) oder Finger-Lerchensporn (Corydalis solida)
Grassamenankömmlinge sind mit der Anlage von Parkwiesen eingeführt worden, sie wurden im Gegensatz zu den Stinzenpflanzen jedoch unabsichtlich als sogenannte Saatgutbegleiter ausgebracht. Die Gewinnung von Grassamen auf Wildwiesen spielte für die Anlage von Parkwiesen v. a. im 19. Jh. eine große Rolle. Da die Saatgutreinigung zu dieser Zeit noch nicht so perfekt funktionierte, gelangten bei diesem Verfahren eine Reihe von Arten unabsichtlich zu den eigentlich gesammelten Arten in die Saatgutmischungen. Die Mehrzahl dieser Grassamenankömmlinge sind mittel- oder süddeutscher Herkunft3. Hierzu gehören Arten wie Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Goldhafer (Trisetum flavescens) oder Wald-Knaulgras (Dactylis polygama).
Konfliktpotenziale
Zeiger alter Gartenkultur besitzen meist nur eine geringe Ausbreitungsfähigkeit – aus diesem Grund sind sie auch langfristig an die Orte ihrer historischen Ausbringung gebunden. Da es sich um leicht verwildernde Pflanzen handelt, bilden sie lokal, also in den jeweiligen Parkanlagen, jedoch relativ robuste Bestände. In der Regel können die Vorkommen daher im Rahmen der regulären Parkpflege erhalten werden. Häufig ist aber gerade die Pflege der Wiesen nicht optimal auf die Blühzeitpunkte von Kulturreliktpflanzen abgestimmt. Durch angepasste Mahdzeitpunkte können attraktive Blühaspekte, die zudem noch sichtbare Zeichen der Geschichte darstellen, optimal zur Geltung kommen.
Darüber hinaus sollten Zeiger alter Gartenkultur vor allen größeren Erhaltungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen kartiert werden, um die Bestände optimal schützen zu können.