Alleen und Baumreihen

Synonyme und Sonderformen: Allée double, Schlangenallee, Mailbahn, Avenue

Ziele des Naturschutzes

Beim Naturschutz steht die möglichst lange Erhaltung alter Bäume mit hohem Biotopwert im Vordergrund. Sofern die Verkehrssicherungspflicht dies erlaubt, sollen hierbei möglichst viele Biotopholzstrukturen erhalten werden. Wenn einzelne Bäume absterben und nicht erhalten werden können, sollte sie einzeln auch in Nachbarschaft älterer Alleebäume nachgepflanzt werden. Hierbei sollte möglichst park- oder gebietseigenes Pflanzenmaterial verwendet werden.

Ziele der Denkmalpflege

Alleen sind wesentliche Gliederungs- und Erschließungselemente in historischen Parkanlagen.

Auch die Denkmalpflege hat eine möglichst lange Erhaltung besonders markanter Altbäume aus der Zeit der Erstbepflanzung zum Ziel. Wurde beim Absterben von Einzelbäumen früher noch die Fällung und komplette Erneuerung der Allee gefordert, wird in jüngerer Zeit zunehmend eine Teilerneuerung von Alleen durch kontinuierliche Regeneration praktiziert. Dabei wird eine Nachpflanzung am Originalstandort mit historisch authentischemPflanzenmaterial aus der jeweiligen Parkanlage angestrebt.

Die Pflege von Alleen und bestimmte Alleetypen orientiert sich in der Regel an historischen Vorbildern. So kann die Erhaltung bestimmter geometrischer Formen oder eines geschlossenen und gleichmäßigen Charakters im Vordergrund stehen. Hierfür sind regelmäßig Schnittmaßnahmen notwendig.

Konfliktpotenziale

Konflikte entstehen, wenn aus denkmalpflegerischer Sicht eine komplette Erneuerung einer Allee erforderlich ist. Zwischen Naturschutz und Denkmalpflege, aber auch innerhalb des Naturschutzes gibt es kontroverse Meinungen darüber, ob frühzeitige Erhaltungsschnitte als lebensverlängernde Maßnahme sinnvoller sind als eine möglichst lange, ungestörte Erhaltung des Baumes als Lebensraum.

Nach lange unterlassenen Schnitt- und  Pflegemaßnahmen besteht von Seiten der Denkmalpflege häufig das Ziel, den Originalzustand durch entsprechende Maßnahmen wiederherzustellen, während für den Naturschutz die Erhaltung neu entstandener Biotopstrukturen im Vordergrund steht.

Weitere Konflikte entstehen bei der Erhaltung historischer Alleen und Baumreihen, wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist. Durch geeignete baumpflegerische Maßnahmen (Kronenschnitt) können jedoch geschädigte Bäume oftmals noch viele Jahre verkehrssicher an ihrem Standort verbleiben. Ist die Fällung von Bäumen unumgänglich, sollte immer geprüft werden, ob seltene und gefährdete Totholzbewohner den Baum als Lebensstätte nutzen. Ein Ablagern unzersägter Stammabschnitte auf Holzlagerplätzen möglichst im Bestand wird empfohlen.

  • Diese Lindenallee im Schlossgarten Charlottenburg wurde einzelbaumweise ergänzt. Alte Linden wurden durch spezielle Baumpflegeschnitte eingekürzt.  © N. A. Klöhn

 

Empfohlene Literatur:

Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Landesamt für Denkmalpflege und Institut für Baumpflege Hamburg, Hrsg. (2009): Historische Alleen in Schleswig-Holstein - geschützte Biotope und grüne Kulturdenkmale. Abschlussbericht des DBU-geförderten Modellprojektes 2005-2009.

Lehmann, I. & Rohde, M., Hrsg. (2006): Alleen in Deutschland. Bedeutung, Pflege, Entwicklung. Edition Leipzig.

Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehölze des BMU