Holzzersetzung und Baumkontrolle

Holzzersetzungsmuster

Die verschiedenen Arten holzzersetzender Pilze kommen zum Teil bevorzugt in bestimmten Teilen der Bäume vor – z. B. der Flache Lackporling in der Stammbasis, der Zunderschwamm im Stamm und in Ästen und der Riesen-Porling an den Wurzeln. Zudem verursachen die verschiedenen Arten unterschiedliche Formen des Holzabbaus, die auch zu signifikant verschiedenen Veränderungen der Baumstatik führen können.

Im wesentlichen werden bei der Holzzersetzung Braunfäule, Moderfäule und Weißfäule unterschieden.

Die Braunfäulen werden z. B. durch den Schwefelporling und den Rotrandigen Baumschwamm verursacht. Braunfäuleerreger bauen ausschließlich Polysaccharide aus den verholzten Zellwänden ab, also die Zellulose und die Hemizellulose, die in der Holzmasse einen Anteil von um 70% einnehmen. Durch den Abbau der Zellulose, die normalerweise die Zugfestigkeit des Holzfaserverbundes gewährleistet, wird das Holz schon zu Beginn der Holzzersetzung deutlich weniger biegefest und spröde, bis es in der Endphase schließlich zu braunem Pulver zerfällt. Die Bruchflächen sind zumeist bräunlich bis lebhaft rotbraun verfärbt. Durch Schwundrissbildung erscheinen diese auch oft rissig bis würfelartig (auf Englisch wird Braunfäule als „cubic decay“ bezeichnet).

Die Moderfäule kann auch im lebenden Baum vorkommen und wird dort z. B. durch den Brandkrustenpilz verursacht. Der Brandkrustenpilz muss im Rahmen der Verkehrssicherung als einer der „gefährlichsten“ Pilze gelten. Als Ascomycet (Schlauchpilz) wurde er als Holzzersetzer in lebendem Holz lange Zeit unterschätzt und seine unscheinbaren Fruchtkörper, die fast wie Teerspritzer am Baum aussehen können, sind leicht zu übersehen. Zunächst wird bei der Moderfäule nur Zellulose abgebaut, erst in späteren Phasen der Holzzersetzung wird auch das Lignin angegriffen. Auch diese Form des Holzabbaus verursacht eine Holzversprödung, wobei regelmäßig die druckfeste, harte Mittellamelle verbleibt. Die Bruchflächen weisen dann eine keramikartige Konsistenz auf und erscheinen zumeist gebleicht bis schmutzig-grau (häufig mit dünnen schwarzen Linien).

Die Weißfäulen lassen sich noch differenzieren in:

  • Eine simultane Weißfäule, z. B. durch den Zunderschwamm und den Zottigen Schillerporling. Hier werden Zellulose, Hemizellulose und Lignin gleichermaßen abgebaut.  Zu Beginn wird die Holzzellwand von innen her zersetzt, wodurch zunächst bevorzugt Zellulose und Hemizellulose betroffen sind. Daher wird in den frühen Phasen der Holzzersetzung eine Holzversprödung verursacht. Bruchversagen lebender Bäume erfolgt dann in der Regel als spröder Bruch. Erst in späteren Phasen wird auch Lignin in größerem Umfang abgebaut, so dass dann eine Holzerweichung eintritt (oft bei dann schon liegendem Holz bzw. saprophytischem Holzabbau). Die spröden Bruchflächen erscheinen oft wenig verfärbt bis aufgehellt.
  • Eine selektive Weißfäule (selektive Delignifizierung), z. B. durch Flachen Lackporling oder Wurzelschwamm. Sie erzeugt durch bevorzugten Ligninabbau bereits in den frühen Phasen der Holzzersetzung eine Holzerweichung (das Holz wird durch fortschreitende Abnahme der Steifigkeit weicher). Es entsteht dann eine Zähbruchgefahr. Die Bruchflächen erscheinen zumeist aufgehellt und langfaserig, einige Pilzarten können durch Oxidationsprozesse beim Holzzabbau eine bräunliche (z. B. bei Hallimasch) oder rötlich-braune Verfärbung hervorrufen.

Baumkontrolle:  Pilze an Bäumen – Hinweise für innere Defekte

Symptome für eine innere Holzzersetzung, wie eine verdickte Stammbasis („Flaschenhals“) oder Wülste und Beulen im Stamm („Reparaturanbauten“) entstehen i. d. R. nur in Zusammenhang mit selektiver Holzzersetzung oder bei „randnahen“ Holzzersetzungen.

Da bei holzversprödenden Holzzersetzungen oftmals keine auffälligen Symptome in der Körpersprache entstehen, ist das Auftreten von Fruchtkörpern holzzersetzender Pilze an diesen Bäumen nicht selten der einzige Warnhinweis vor ihrem Bruch. Erst bei einem äußerst weit fortgeschrittenen Zustand (z. B. bei sehr dünnen Restwänden) kann es in seltenen Fällen zu erkennbaren Warnsignalen (wie Stauchungen) kommen.

Insbesondere im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht muss beachtet werden, dass es viele Arten gibt, deren Fruchtkörper nur für begrenzte Zeiträume am Baum vorhanden sind – oft saisonal nur wenige Wochen (z. B. Schwefelporling, Austern-Seitling), wogegen die Fruchtkörper anderer Arten oft jahrelang am Baum verbleiben (Zunderschwamm, Flacher und Wulstiger Lackporling). Die Feststellung eines holzzersetzenden Pilzes an einem Baum, für den die Verkehrssicherung zu beachten ist, muss nach dem Stand der Technik und der Rechtsprechung zu geeigneten Folgeschritten führen, wie z. B. einer präventiven Schnittmaßnahme oder zur Defektbestätigung und Defektvermessung. Ggf. sind dann unter Anwendung der VTA-Versagenskriterien  geeignete Sicherungsmaßnahmen festzulegen (z. B. Rückschnitte, Hilfsmaßnahmen), die gegebenenfalls auch die Fällung des Baumes bedeuten können.

weiterlesen: einige typische holzzersetzende Pilze und ihre Ökologie

  • Rotrandiger Baumschwamm (Fomtopsis pinicola) - Braunfäulerreger. © N. A. Klöhn
  • Zottiger Schillerporling (Inonotus hispidus) - oft an Platane und Esche. Simultane Weißfäule. © N. A. Klöhn
  • Zunderschwamm (Fomes fomentarius) - typischer Weißfäuleerreger an Buche u.a. Laubholz.   © N. A. Klöhn
  • Schuppiger Porling (Polyporus squamosus) - Weißfäuleerreger. © N. A. Klöhn
  • Massaria (Splanchnonema platani) - Buchenastbruch durch Moderfäule. © N. A. Klöhn