Spechthöhlen

Biomechanik
Der Schwarzspecht legt seine Bruthöhlen überwiegend in lebenden Bäumen an, vorzugsweise in Rotbuchen und Kiefern. In der Regel wird eine vorangehende Verpilzung ausgenutzt, die äußerlich nicht sichtbar sein muss, vom Specht aber anscheinend erkannt wird. Durch seinen Höhlenbau trägt der Schwarzspecht wesentlich zur Bereitstellung von Großhöhleninitialen bei, eine der wichtigsten Grundlagen für die Entfaltung der baumtypischen Biodiversität. Die ggf. nachfolgende Verpilzung und die Nagetätigkeit diverser Holzinsekten führen im Laufe der Jahre zu großvolumigen Hohlräumen und Mulmkörpern. Stabilisierungsreaktionen der Bäume durch Kompensationsholz und Abschottungsreaktionen sind häufig sehr effektiv, sodass viele Höhlen lange Bestand haben. Auch gibt es holzzersetzende Pilze, wie z.B. den Goldfell-Schüppling (Pholiota aurivella), deren Fähigkeit gesundes Splintholz abzubauen eher gering ausgeprägt sein dürfte.

Gefahrenpotential
Biomechanisch sind Spechthöhlen zunächst vergleichbar zu einer lokalen Holzzersetzung zu bewerten, aber zusätzlich gibt es eine mehr oder weniger große Aushöhlung, die u.U. eine Analyse der Restwände erforderlich macht.
Sobald an Stämmen mit Spechthöhlen zusätzliche Risssymptome, wie z.B. zwischen den Höhlungsöffnungen oder in der Nähe der ausgehöhlten Bereiche, erkennbar sind, ist größte Vorsicht geboten, da es sich um Querrisse im kritisch ausgehöhlten Stammquerschnitt handeln könnte.

Ökologie
Frische Schwarzspechthöhlen bieten anfangs wenig Lebensraum für Nest-, Mulm- und Pilzinsekten. Das Optimum des Besiedlungspotenzials entsteht erst im Laufe der Jahrzehnte durch die voranschreitende Holzzersetzung, durch die Aktivität von Holzinsekten und durch die Ansammlung von Nistmaterial von Sekundärnutzern wie dem Star. Grün- und Grauspecht verwenden für den Bruthöhlenbau meist verpilzte Stammareale wie z. B. alte Astansätze als leichter zu bearbeitende Schwachpunkte des Baumes. Durch die Vergrößerung bzw. durch die Neuschaffung von Initialen der Pilzbesiedlung wird die Ausbildung von Großhöhlen gefördert bzw. beschleunigt
 

Spechte erhöhen mit ihrem Höhlenbau nicht nur die Strukturvielfalt des Biotopholzes, Spechthöhlen werden auch von anderen Vogelarten, Säugetieren und Insekten genutzt. Klicken Sie auf die Abbildung für weitere Infomationen. Erst mit längerer Nutzung und stärkerer Holzzersetzung werden Spechthöhlen zu Lebensräumen für Holzinsekten, wie z. B. den Eremit . Weiterlesen.......Spechthöhlen sind wichtige Baumquartiere für zahlreiche Fledermausarten. Klicken Sie auf die Abbildung für weitere Information.

Zeichnung W. Roloff

 

  • Etagenhöhle des Schwarzspechts "Mehrfamilienhaus" © N. A. Klöhn
  • Schnitt durch einen Höhlenbaum. Sichtbar wird die von der Spechthöhle ausgehende Holzzersetzung. © N. A. Klöhn
  • Große Schwarzspechthöhle, auch für andere Arten, wie z. B. Eulenvögel oder Säuger geeignet © A. von Lührte