Hochstubben 

Biomechanik
Biomechanisch sind Hochstubben, wie stehende Totbäume, nicht einheitlich zu bewerten, da hier besonders wesentlich ist, welche Defekte, Risse und Fäulen möglicherweise schon zu Lebzeiten bestanden haben. Ihre Wurzelanläufe sind durch die Boden(wechsel)feuchte und durch noch ausreichende Belüftung in den oberen Bodenschichten früher oder später – hier kommt es auf Vorschäden und Standortbedingungen an - von intensiver Holzzersetzung betroffen (vergleichbar der bevorzugten Holzzersetzung knapp unterhalb des Bodenhorizontes bei Holzmasten).

Gefahrenpotential
Nach der Prüfung des jeweiligen Einzelfalls ist es in der Regel möglich, stehende Reststämme in der Nähe von Wegen zu erhalten. Durch zu erwartende intensive Holzzersetzung im Bereich des Bodenhorizontes sind sie nach einem gewissen Zeitraum nicht mehr standsicher. Im Falle des Umstürzens dürfen sie eine verkehrsexponierte Fläche nicht erreichen. Das Umgebungsareal kann durch geeignete Maßnahmen besonders gesichert werden. Standsicherheitsprüfungen sind z.B. mittels Seilzug oder mittels Radlader regelmäßig und sorgfältig durchzuführen. Wackelkandidaten werden umgeworfen und möglichst vor Ort belassen.

Ökologie
Hochstubben sind stehende Reststämme von ganz unterschiedlicher Länge. Die Mustervorlage aus der Natur ist der Rotbuchen-Hochstubben als Folge der charakteristischen Zersetzungsstrategie des Zunderschwammes (Fomes fomentarius). Künstliche Hochstubben durch Kappung bzw. durch Einkürzung dienen als Kompromiss zwischen der Totalfällung und dem artenschutzgerechten Erhalt einer an die jeweiligen Sicherheitsanforderungen angepassten, stehenden Totholzstruktur. Wie und in welchem Zeitraum sich der Verfall des Reststammes vollzieht, ist von Faktoren wie dem Zustand vor dem Absterben, der Baumart, der Besiedelung mit Pilzen oder auch kleinklimatischen Gradienten abhängig.
Wie im Falle der stehend abgestorbenen Bäume vereint die Kategorie der Hochstubben ein Konglomerat von Totholzstrukturen mit sehr uneinheitlichen Habitateigenschaften. Ein ganzes Bündel von Faktoren entscheidet über die Zusammensetzung der Holzinsektenfauna. Besonders wichtig für die Lebensraumfunktion ist der Gradient von Feuchtigkeitsgehalt und Temperatur, der am stehenden Holz horizontal und vertikal vom Fuß bis in einige Meter Höhe sehr unterschiedliche Lebensbedingungen erzeugt.
 

Zeichnung W. Roloff

  • Dieser Hochstubben wird bereits intensiv durch den Zunderschwamm abgebaut. © G. C. Möller