Brutvögel auf der Pfaueninsel

Auf der Pfaueninsel wurde 2009 eine flächendeckende Erfassung der Brutvögel durchgeführt1. Mit 53 Brutvogelarten konnten die meisten Brutvögel und die höchste Zahl an geschützten Arten von den 5 untersuchten Modellanlagen nachgewiesen werden (Artenliste). Die hohe Artenzahl kann mit der Vielfalt der auf der Insel vorhandenen Lebensräume, wie Feuchtgebiete, Röhrichte, Feuchtwiesen und Trockenrasen sowie unterschiedlichste Waldtypen mit Altbaumbeständen begründet werden.

Vor allem die strukturreichen Wälder mit hohem Totholzanteil bieten günstige Bedingungen für die gemäß Anhang I der EU Vogelschutzrichtlinie geschützten Spechtarten Mittelspecht und Schwarzspecht. Insgesamt konnten 4 Arten der Europäischen Vogelschutzrichtlinie auf der Pfaueninsel nachgewiesen werden (Mittelspecht, Schwarzspecht, Schwarzmilan, Neuntöter).

Bei der Erfassung 2009 konnten neun Reviere des Mittelspechts nachgewiesen werden. Im Rahmen einer vergleichbaren Untersuchung wurden 2004  auf der Pfaueninsel nur fünf Reviere des Mittelspechts erfasst (Andrees & Schwarz 2005)2. Der höhere Bestand 2009 gegenüber 2004 kann mit einem größeren Untersuchungsaufwand sowie einer generellen Zunahme der Art begründet werden. Die Reviere des Mittelspechts verteilen sich relativ gleichmäßig auf der Insel (Karte).

Der Bestand des Schwarzspechts scheint auf der Insel stabil zu sein, er betrug während aller Untersuchungszeiträume der letzten Jahrzehnte 1-2 Reviere.

Hervorzuheben ist außerdem das Vorkommen des seltenen und streng geschützten Schwarzmilans im abgesperrten nördlichen Teil der Insel, vom Schwarzmilan gibt es aktuell nur 3-5 Reviere in Berlin.

Der Neuntöter bewohnt weitestgehend offene Landschaften mit Büschen, Waldrändern, Lichtungen, Heiden oder Trockenhängen. Er kommt in den offenen Landschaften im Nordteil der Pfaueninsel südlich der Meierei vor, wo die entsprechenden Vegetationsstrukturen ausgeprägt sind.

Auch die Rote-Liste-Arten Pirol und Hohltaube haben in den strukturreichen Wald- und Parkbeständen ihre Niststätten und Lebensräume. Streng geschützt ist auch der Drosselrohrsänger, der die Röhrichte am Westufer der Insel besiedelt.

Maßnahmen

Auf eine Verdichtung des vorhandenen Wegenetzes sollte zum Erhalt größerer und unzerschnittener Waldflächen verzichtet werden. Neben zusätzlichen Beunruhigungen ergeben sich entlang der Wege sonst die Anforderungen der Verkehrssicherungspflicht, was meistens umfangreiche Baumschnittmaßnahmen an Altbäumen zur Folge hat.

Die Wald- und Wiesenflächen sollten extensiv genutzt und gepflegt werden, um einen deckungsreichen und mehrschichtigen Waldaufbau zu entwickeln. Auch sollte vor allem die Wiese im Norden der Insel nur ein- bis zweimal jährlich gemäht werden, um Wiesenbrütern eine Ansiedlung und erfolgreiche Brut zu ermöglichen. Die Pflege der Eichenwälder sollte vorrangig auf die Erhaltung eines hohen Alt- und Totholzanteils und der Förderung der Naturverjüngung der Eichen ausgerichtet sein. Das Totalreservat im Norden der Insel sollte erhalten bleiben.

 

  • Der Neuntöter besitzt auf der Pfaueninsel zwei Brutreviere. © P. Horn
  • Die Schwanzmeise ist mit 3 Brutrevieren auf der Pfaueninsel vertreten. © P. Horn

Kurzinfo

  • Insgesamt 53 Brutvogelarten
  • 4 Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie (Mittelspecht, Schwarzspecht, Schwarzmilan, Neuntöter)
  • 9 Mittelspechtreviere
  • 3 Arten der Roten Liste Berlin (Hohltaube, Pirol, Schwarzmilan)
  • 10 Arten der Vorwarnliste Berlins
  • 6 streng geschützte Arten
  • Sehr starke Präsenz von Höhlenbrütern (19 Arten)

Die Pfaueninsel ist Bestandteil des Vogelschutzgebiets Westlicher Düppeler Forst. Die Meldung der Pfaueninsel als EU-Vogelschutzgebiet erfolgte im Juni 2003.

 

Liste der erfassten Arten

Karte der streng geschützten Arten, Arten der Roten Liste und der Vorwarnliste Berlins

Übersicht der Bruvögel in allen 5 Modellanlagen

Gutachten Scharon 2010