Brutvögel im Glienicker Park

Insgesamt wurden 43 Brutvogelarten im Landschaftspark Klein-Glienicke festgestellt1 (siehe Artenliste).

Auf Grund der aus naturschutzfachlicher Sicht enorm großen Bedeutung der Waldbestände für Mittelspecht und Schwarzspecht wurde der Park als Bestandteil des „SPA Westlicher Düppeler Forst“ als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Die Funde der ornithologischen und entomologischen Untersuchungen zeigen, dass das faunistische Arteninventar weitgehend dem von naturnahen Waldgesellschaften entspricht. In den Forst- und Wirtschaftswäldern sind Gehölzbestände dieser Qualität nur noch in Resten vorhanden. Aus diesem Grund besitzt der Glienicker Park hinsichtlich seiner naturschutzfachlichen Ausstattung eine überregionale Bedeutung.

Bemerkenswert ist mit 20 Arten die hohe Präsenz der Höhlenbrüter im Park. Hervorzuheben ist dabei das Vorkommen aller 5 Spechtarten Berlins, darunter der Mittelspecht mit 19 Revieren und der Schwarzspecht mit 1 Revier. Mittelspecht und Schwarzspecht sind als Höhlenbrüter eng an Laubwälder mit hohem Reifegrad mit hohen Anteilen von Altbäumen gebunden.

Der Mittelspecht konnte gegenüber der letzten Kartierung von Andrees & Schwarz 20052 (18 Reviere), mit 19 Revieren den hohen Bestand an Brutrevieren halten. Die Qualität des Parks als Vogelschutzgebiet hat sich gegenüber den Vorjahren nicht verschlechtert. Innerhalb des 400 ha großen SPA Düppeler Forst stellt der Glienicker Park einen Schwerpunkt als Lebensraum für den Mittelspecht dar3.

Eine Besonderheit stellt auch die große Population von Hohltauben mit 12 Revieren dar, die in ehemaligen Höhlen des Schwarzspechts der alten naturnahen Parkwaldbestände brütet. Die Brutplätze des Mittelspechts und der Hohltaube sind in den Parkwaldbeständen im Westen und Norden des Parks fast gleichmäßig verteilt. Die offeneren Bereiche mit den Schlossgebäuden, dem Pleasureground und den Schlosswiesen im Südwesten hingegen sind von der Besiedlung ausgenommen (Karte).

Der streng geschützte Drosselrohrsänger kommt nur in den Röhrichten an der Havel vor. Sein Vorkommen ist eng an Ausdehnung und Qualität der Röhrichte gebunden.

Maßnahmen

Zur Sicherung der wertvollen Habitatfunktionen für die Vögel ist der mit Buchen und Eichen bestockte Altbestand möglichst langfristig zu erhalten. Altbäume sind auch nach ihrem Abgang als stehende Totbäume zu erhalten. Im Bestand ist auch liegendes Totholz zu belassen. Abgängige Altbäume sollten nachgepflanzt werden. Bei den Arbeiten zur Verkehrssicherung oder bei der Freistellung von Sichten ist auf die Höhlenbrüter zu achten, da auch die Brutplätze ganzjährig geschützt sind. Wenn es aus Verkehrssicherungspflicht unverzichtbar ist, Höhlenbäume zu fällen, können Ersatzlebensräume (Kästen) für Höhlenbrüter installiert werden. Vor umfangreichen Schnittmaßnahmen sollte geprüft werden, ob durch das Absetzten der Krone Stammhöhlen erhalten werden können. Bei größeren Eingriffen in den Baumbestand muss zuvor die Verträglichkeit mit den Zielen der Vogelschutzrichtlinie geprüft werden, damit den Arten aus dem Anhang I hinsichtlich ihrer Erhaltungsziele ein wirksamerer Schutz zuteil werden kann.

Auf eine weitere Verdichtung des vorhandenen Wegenetzes sollte zugunsten des Erhalts größerer und unzerschnittener Waldflächen, vor allem mit Altbäumen und Totholz, verzichtet werden. Neben zusätzlichen Beunruhigungen ergäben sich entlang der Wege die Anforderungen der Verkehrssicherungspflicht, was zu Beeinträchtigungen der Altbäume führen könnte.

Baumpflegearbeiten sollten während der Brutzeit unterbleiben oder nur auf dringend notwendige Arbeiten beschränkt bleiben. Bei Erstellung von Parkpflegewerken und Pflege- und Entwicklungsplänen sind geschützte Arten zu berücksichtigen.

 

  • Mittelspecht © J. Scharon

 

Kurzinfo

  • Insgesamt 43 Brutvogelarten 
  • 2 Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie (Mittelspecht, Schwarzspecht)
  • 2 Arten der Roten Liste Berlin (Hohltaube, Pirol)
  • 7 Arten der Vorwarnliste Berlins
  • 5 streng geschützte Arten (Mittelspecht, Schwarzspecht, Grünspecht, Mäusebussard, Drosselrohrsänger)
  • 19 Mittelspechtreviere
  • Sehr starke Präsenz von Höhlenbrütern (ca. 50 %, 20 Arten)

 

Liste der erfassten Brutvogelarten

Karte der streng geschützten Arten, Arten der Roten Liste und der Vorwarnliste Berlins

Übersicht der Bruvögel in allen 5 Modellanlagen

Gutachten Scharon 2010

Info SPA-Gebiet Düppeler Forst